Debatte: Jacobs University
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ist das „Harvard an der Weser“ gescheitert? titelte DIE ZEIT in ihrer Ausgabe vom 20. Februar und stellte damit eine Frage, die ja auch dieses Haus fast schon routinemäßig beschäftigt. Etwas ironisch könnte man nun sagen, als konservativer Mensch möchte ich mit dieser Tradition nicht brechen.
Statt sich aber nun einfach wieder nur die bekannten Argumente gegenseitig an den Kopf zu werfen, dachte ich mir, es könnte zur Abwechslung ja nicht schaden, Ideologie und Aufregung wenigstens einmal kurz beiseite zu legen und über die harten Fakten zu debattieren.
Diese liegen mit der Antwort des Senats auf die Große Anfrage der CDU-Fraktion „Jacobs University – Gewinn und Potenzial für Bremen“ nun vor und siehe da: die Ergebnisse können sich sehen lassen!
Zwar hätte die eine oder andere Antwort gerne ein klein wenig ausführlicher sein können, insbesondere was den Bewertungsteil der Erfolge der JUB angeht, hat man sich ja doch eher in Zurückhaltung geübt, aber insgesamt glaube ich, dass uns nun endlich eine gute Grundlage vorliegt, für die ich mich bei der Wissenschaftsbehörde auch bedanken möchte.
Erlauben Sie mir, kurz auf drei Punkte etwas näher einzugehen: Die Leistungen der JUB, die Studenten der JUB und die wirtschaftlichen Effekte der JUB.
Haben wir ein Harvard an der Weser? Natürlich nicht, das ist binnen eines Jahrzehnts nicht zu schaffen, sieht man sich aber die Bewertungen des Centrums für Hochschulentwicklung, kurz CHE an, das mit Abstand wichtigste Hochschulranking in Deutschland, dann kann niemand von Ihnen bestreiten, dass sich die Jacobs University ihren guten Ruf mehr als Verdient hat.
Es wäre schon eine Leistung, als Neugründung in einem oder zwei Fachgebieten Spitzenleistungen zu erzielen. Die Jacobs schafft das aber über ihr komplettes Fachspektrum: von Politikwissenschaft, über den MINT-Bereich bis hin zur Psychologie. In der aktuellen Ausgabe kommt die Uni auf insgesamt 113 grüne Punkte, also Platzierungen in der höchsten Kategorie.
Meine Damen und Herren, das sind beeindruckende Leistungen, die uns als Parlament stolz und dankbar machen sollten, dass sie hier in Bremen passieren! Und ich frage ganz bewusst die Kollegen von den Linken: Wollen Sie darauf verzichten?
Gehen wir einen Schritt weiter zu den Studenten der Jacobs. Das ist übrigens einer der Abschnitte, wo der Senat sehr kurz angebunden war, aber lassen Sie mich kurz zitieren:
„Die geografische und damit kulturelle Diversität auf dem Campus der Jacobs University Bremen ist sehr hoch. Aktuell lernen Studierende aus etwa 100 Nationen auf dem Campus. (…) Bremens Anteil an erfolgreichen internationalen AbsolventInnen ist fast doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt. (…) Entscheidend ist, dass die Jacobs University Bremen ihre Studierenden rein nach Talent und Leistung aus einem großen internationalen Bewerberfeld rekrutiert – ungeachtet von sozialer Herkunft und/ oder Nationalität. Durch dieses rein leistungsorientierte Auswahlverfahren bietet die Jacobs University auch hochbegabten Menschen eine Chance, die ansonsten nicht die Möglichkeit einer guten Ausbildung und der individuellen Förderung ihrer besonderen Fähigkeiten hätten.“
Meine sehr geehrte Damen und Herren, würde es sich nicht um eine private Hochschule, sondern um eine in öffentlicher Trägerschaft handeln, hätte der Senat vermutlich zum großen Lobgesang auf die Jacobs angesetzt, so aber bleibt es bei einer nüchternen Sachstandsbeschreibung, die für unsere Debatte aber auch ausreichen soll.
Die Jacobs University zeichnet sich durch eine solch hohe soziale Verantwortung aus, wie man sie sich besser kaum wünschen könnte. Und ich frage die Links-Fraktion erneut: Darauf wollen Sie verzichten?
Schließlich Punkt 3: Die wirtschaftlichen Effekte, der eigentliche Knackpunkt. Ja, natürlich muss man ehrlich zugeben, dass sich die Jacobs nicht so entwickelt hat, wie man sich das ursprünglich vorstellte und ja, die Erfolge, die es gibt, könnten größer ausfallen, es könnte mehr sein, beispielsweise was die Ausgründungen angeht, und es könnte auch in Sachen Sciencepark schneller vorangehen, wobei es da ja wohl Bewegung gibt.
Aber man braucht nicht drum herum reden, es gibt Probleme und damit wird die JUB auch noch ganz schön zu tun haben. Aber ich möchte einfach nur auf einen Satz hinweisen. Hören Sie genau zu, ich zitiere:
„Unter der Annahme, dass sich die positiven fiskalischen Effekte des Jahres 2013 auch in den Folgejahren einstellen, könnte Bremen seine bisherigen und zugesagten Zuwendungen an die Jacobs University Bremen in Höhe von insgesamt 148,0 Mio. € (…) in 2025 ausgeglichen haben.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich hoffe, damit ist endlich Schluss von der Mär, dass die Jacobs ein elitäres Loch ohne Boden ist. Arbeitsplätze, Neubürger, Ausgründungen, junge Talente für unsere lokale Wirtschaft usw. das alles bringt Bremen schlicht und ergreifend Geld und ich frage, Sie können es sich schon denken, wollen Sie darauf wirklich verzichten?
Ich für meinen Teil jedenfalls nicht, ich für meinen Teil werde weiter dafür kämpfen, dass die Jacobs ihr tolles Profil trotz der bevorstehenden Anstrengungen behält, die ersten Meilensteine sind ja mittlerweile auch erreicht, wie insbesondere die Umstrukturierung der zehn Research Center in voraussichtlich drei Fakultäten für Diversity, Mobility und Health.
Dabei hat die Jacobs University die Unterstützung der CDU-Fraktion und ich hoffe, auch die des gesamten Hauses.
Vielen Dank.