Reise nach Kuba in den realexistierenden Kommunismus

Erst seit ein paar Tagen ist mir bewußt, zu welch historischen Zeitpunkt uns unsere Reise im März 2018 nach Kuba führte. Die letzten Tage vor der Präsidentschaftswahl, in der die Ära Castro zu Ende geht.

Drei Tage Havanna, eine einwöchige Rundreise in den Westen der Insel und zur Inselmitte und einen 4 tägigen Strandurlaub, das war unser Programm.

Zunächst war ich in Sorge, ob eines eventuell entstehenden Armutsvoyarismus, aber bereits am ersten Tag haben mich die Freundlichkeit der Menschen, das Klima, die Offenheit und viele Dinge mehr begeistert.

Natürlich ist mir bewußt, dass wir als geführte Touristen nur die Highligts für den Toursimus sehen, aber allein das war sehens- und erlebenswert.

Die Metropole Havanna, eine faszinierende Hafenstadt mit bunten lauten Treiben. Die bunten Oldtimer, die zum Stadtbild gehören, sind heute eine Touristenattraktion, aber natürlich auch ein Zeichen des Mangels.

Bereits in Havanna fiel mir auf, das man sich sehr sicher fühlt, ohne ständig Polizeipräsenz zu spüren. Das totale Gegenteil hatte ich ja gerade im November in Buenos Aires erlebt.......wir haben auf der gesamten Reise auch keine Favellas , wie man sie aus anderen lateinamerikanischen Ländern kennt, gesehen. Irgendwie sind alle gleich arm oder reich.

Ob das Gewohnheit ist oder auch mit dem sonnigen extrem angenehmen Klima zu tun hat, kann ich nicht beurteilen, es fällt aber auf.

Mangeln tut es auch an funktionierender Infrastruktur, eine breit ausgebaute, im schlechten Zustand befindliche Autobahn, die sich durch das gesamte Land zieht. Ungenügende Transportmöglichkeiten für die Bevölkerung sorgen dafür, dass sich die Menschen an Knotenpunkten sammeln, um per Anhalter von A nach B zu kommen, immer alles freundlich, genügsam und gelassen. Auch sieht man noch viele, Menschen, die sich mit Pferd und Wagen voran bewegen.

Bei dem Besuch der Zuckerplantagen ist einem noch einmal klar geworden, wie mühsam in der Kolonialzeit der Zuckerrohranbau war und was Menschen mit anderen Menschen zu machen in der Lage waren. Für die afrikanischen Sklaven war das Leben menschunwürdig.

Auffällig auf der gesamten Insel war auch der Personenkult um Che Gevara, der Revolutionär, der Jesusgleich dargestellt omnipräsent ist. Der Kämpfer für die Revolution, Argentinier aus gehobenen Hause, war das Idol für die Revolution, für die noch heute viele Kubaner dankbar sind. Die Revolution 1959 hat nach dem Diktator Batista, den Bürgern Bildung und Gesundheit gebracht und somit einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung geleistet.

Die Schulpflicht für Kinder wird streng überwacht und bemerkenswert ist, dass man das Alter der Kinder an der Uniform schätzen kann, denn die Schuluniform ist nicht pro Schule einheitlich, sondern pro Jahrgangsstufe trägt man eine andere Farbe.

Fast 60 Jahre nach der Revolution und unter dem kommunistischen Regime gibt es mittlerweile leichte Reformen, die private kleinteilige Wirtschaft wird erlaubt, ausländische Investoren, insbesondere im Tourismus beginnen zu investieren und doch macht es die Administration den Menschen schwer.

Aus Angst vor Sozialromatik fällt mein gesamter Rückblick auch nicht ganz leicht. Natürlich kann man sich immer wieder fragen, ob wir 30 verschiedene Zahnpasten brauchen, oder ob es in Zeiten der Globalisierung wirklich erforderlich ist, das alles überall verfügbar ist. Wenn ich an unsere Ankunft in Frankfurt denke, war es schon großartig über unbegrenztes Datenvolumen im Netz zu verfügen und auch bereits am Flughafen hygienische Zustände vorzufinden, die wir so auf Kuba in öffentlichen Einrichtungen nicht gefunden haben.

Fazit bleibt, dass Reisen bildet und ich jetzt eine Menge mehr weiß über die wechselvolle Geschichte Kubas, das schwierige Verhältnis zu den Vereinigten Staaten, das großartige karibische Klima und die Menschen, die dort wohnen. Es ist dabei nicht auszuschließen, dass wir uns in einigen Jahren erneut auf den Weg machen, um auch noch den Süden der Insel mit Santiago de Cuba und Guantanamo kennen zu lernen.

 

 

Susanne Grobien